Pappelreihen
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Ursprünglich ist am Niederrhein in den Flussniederungen und auf grundwassernahen Standorten neben den seltener anzutreffenden Silber- und Zitterpappeln vor allem die Schwarzpappel heimisch, die natürlicherweise zusammen mit der Silberweide den Gehölzbestand der nur zeitweise überstauten Uferzonen der Weichholzaue dominiert. Gezielte Anpflanzungen von Pappeln aufgrund ihres schnellen Holzzuwachses fanden am Niederrhein vermutlich schon seit dem 15. Jahrhundert statt, wodurch der große Bedarf an Weichholz für Holzschuhe, und andere Gebrauchsgegenstände gesichert werden sollte. Spätestens gegen Ende des 18. Jahrhunderts kann man vom Beginn eines staatlich angeordneten Pappelanbaus sprechen, was durch zahlreiche Anweisungshandbücher und Waldordnungen belegt ist. In dieser Zeit wurden zudem schnellwüchsige kanadische und italienische Pappelarten eingeführt und mit der Schwarzpappel gekreuzt, woraus dann verschiedene Hybridpappeln hervorgegangen sind. Der Einfluss der französischen Verwaltung zu Beginn des 19. Jahrhunderts förderte die Verbreitung nichtheimischer Pappeln und die Verwendung der Pappel als Alleebaum beim Straßen- und Kanalbau. Die Bäume waren nun auch ein gestalterisches Mittel und sollten gleichzeitig Heerstraßen und andere bedeutsame Wegeverbindungen markieren und beschatten. Besonders die schlanke, geradlinige italienische Pyramidenpappel spiegelte dabei die militärisch geprägten, napoleonischen Wertvorstellungen wieder und markierte so auch symbolisch den Machtanspruch des Eroberers. Nachdem der Pappelanbau in der nachfolgenden Zeit kontinuierlich weiterbetrieben worden ist, fand er während des zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit bis in die 1960er Jahre hinein durch ein nationales Pappelanbauprogramm zur Verbesserung der Holzversorgung einen besonderen Höhepunkt. Man forstete plantagenartig und flächig, vor allem aber linienförmig entlang von Straßen, Wegen, Flüssen, Bächen, Gräben und Kanälen auf und belebte so den Flurholzanbau. Das erwirtschaftete Holz wurde vorwiegend als Brennholz oder zur Papierherstellung verwendet. Von dem gewaltigen Ausmaß dieser geförderten Maßnahmen zeugt heute der 50 bis 55 Jahre alte Pappelanteil am Gehölzbestand, der besonders in der freien Landschaft sehr hoch ist. Da Pappeln sehr frosthart und robust gegen Überschwemmung, Übererdung und mechanische Verletzungen sind, haben sie eine herausragende Eignung gerade für die offenen, freien Landschaften der Niederung. Der Bestand wird heute von den verschiedenen Pappelhybriden, wie die Graupappel, die aus Kreuzungen heimischer und nordamerikanischen Pappelarten hervorgegangen ist, dominiert. Die Vielzahl der Arten sorgt für ein vielfältiges Spektrum an unterschiedlichen Wuchsformen, wobei die meist säulenförmigen Pappeln im Alter ihre Gestalt verändern und einen ausladenderen Habitus entwickeln.

Ein Großteil der Pappeln hat mittlerweile jedoch die Schlagreife weit überschritten, woraus sich aus verkehrstechnischer Sicht zunehmend Probleme ergeben. Es sind natürliche Eigenschaften der Pappel ab einem gewissen Alter verstärkt Totholz zu bilden und sich vegetativ durch den Abwurf begrünter, noch lebender Zweige zu vermehren, wodurch die Verletzungs-, bzw. Unfallgefahr durch Astwurf und Windbruch vergrößert wird. Die Eigentümer haben daher regelmäßig den Zustand und die Standsicherheit der Bäume zu überprüfen, was oft zu einer Entfernung von ganzen Reihen und Alleen führen kann. Im Zuge der Ersatzpflanzungen werden dann meist Eschen, Eichen oder Linden gepflanzt, so dass Pappeln allmählich aus dem Landschaftsbild verschwinden.
Die Pappelbestände stellen jedoch ein sehr bedeutungsvolles und prägendes Landschaftselement für den  Unteren Niederrhein dar. Die hohen, weithin sichtbaren Bäume bestimmen als wichtige kulturhistorische Zeugnisse ganz entscheidend das Landschaftsbild und die Eigenart dieser Region mit. Aus ökologischer Sicht kann den Pappelreihen in Grünlandbereichen durch ihre Schirmfunktion eine wichtige Bedeutung zueigen werden. Durch die recht lichtdurchlässige Belaubung, kann sich eine heckenartige Begleitvegetation entwickeln, welche die Landschaft zusätzlich gliedert und wertvolle Lebensräume schafft.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas Bäumen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

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