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Seit frĂŒhesten Zeiten wirkte sich die Art der jeweiligen Landnutzung auf den bĂ€uerlichen Hausbau aus. Die seit dem hohen Mittelalter zunehmende Weiterentwicklung der Landwirtschaft, die sich an die naturrĂ€umlichen Begebenheiten anpasste und auf bestimmte Bewirtschaftungsarten und -methoden ausgerichtet wurde, ließ Bauernhaustypen entstehen, die sich regional in Form, Bauweise und Baumaterial unterschiedlich gestalteten. Andererseits ĂŒbten auch das starke Wachstum der StĂ€dte und neue handwerkliche Errungenschaften ihren Einfluss auf die lĂ€ndliche Umgebung aus. Die Verbreitung einzelner Haus- und Hofmerkmale variiert also zwischen den einzelnen Regionen und trĂ€gt somit in starkem Maße zu deren Eigenart bei. FĂŒr den klevischen Teil des Unteren Niederrheins sind vor allem Hofanlagen in T-Hausform, fĂŒr den geldrischen Teil hingegen geschlossene Vierseithöfe charakteristisch.

UrsprĂŒnglich war Wohnung, Stall und Stapelraum fĂŒr Winterfutter, Getreide oder andere Ernteerzeugnisse unter einem Dach vereinigt, wobei in HofnĂ€he auch hĂ€ufig noch kleinere ZusatzgebĂ€ude, wie BackhĂ€user, Speicher oder Scheunen standen. Die HofgebĂ€ude, die als ZweistĂ€nder-HallenhĂ€user mit Ankerbalken oder Doppelanker konstruiert waren, besaßen in der Regel ein KrĂŒppelwalmdach. Um sich den weiter wachsenden RaumbedĂŒrfnissen anpassen zu können, erfolgten jedoch seit der Mitte des 17. Jahrhunderts vielfach Anbauten an die bestehenden Höfe. Dabei wurde in erster Linie der Wohnteil durch den wachsenden Wohlstand immer komfortabler ausgestattet. Er bekam einen Kniestock und schließlich ein Obergeschoss, wĂ€hrenddessen er seitlich ĂŒber die Breite des Hofes hinauswuchs, so dass zunĂ€chst ein hakenförmiger Winkelhof und bald der charakteristische T-Hof entstand.
Der LĂ€ngsteil des T-Hauses stellte dabei meist den Großviehstall und die Stallscheune mit dem eingeschalteten Mittelhaus als Hauswirtschaftszone dar. Der kleinere angebaute Querteil bildete das neue Wohnhaus mit Stube. Das GebĂ€ude blieb aber wie zuvor ein Durchgangshaus mit einer großen TĂŒr im Wirtschaftsgiebel und einer kleineren TĂŒr in einem der beiden Wohnhausgiebel. ZunĂ€chst waren sĂ€mtliche Bauten schon seit Jahrhunderten mit tief heruntergezogenen ReetdĂ€chern und in Fachwerkbauweise errichtet worden. Das heißt, es handelte sich um tragende Holzkonstruktionen, deren ZwischenrĂ€ume, die sogenannten Gefache, mit Flechtwerk und Lehmbewurf oder gemauertem Ziegelwerk ausgefĂŒllt wurden. Jedoch schon gegen Ende des 17. Jahrhunderts dominierten am gesamten Niederrhein aufgrund der guten Ton- und Lehmvorkommen die Backsteinbauten mit Ziegeldach auf einer Sparrenkonstruktion und hohen Mauern auch im Stallbereich. FĂŒr die Erweiterungsbaumaßnahmen, aus denen die T-Höfe hervorgingen, wurden also bereits, mit Ausnahme der Ă€lteren, noch in Fachwerkbauweise errichteten Bauwerke, vorwiegend unverputzte oder weißgekalkte Backsteine verwendet.
In der zweiten HĂ€lfte des 19. Jahrhunderts erwuchs ein verstĂ€rktes bĂ€uerliches SchmuckbedĂŒrfnis, so dass die reichsten Höfe, die sich bereits dem Umfang von GĂŒtern nĂ€herten, zunehmend dem Baustil landadeliger Gutshöfe oder stĂ€dtischer Villen, mit TĂŒrmchen, Erkern oder gotischen Giebeln glichen. Dennoch gab es daneben besonders im Besitz der kleineren und weniger wohlhabenden Bauern weiterhin auch HĂ€user bzw. Katen in der herkömmlichen oder nur geringfĂŒgig erweiterten Bauweise und mit einem einfacheren Grundriss. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden die meisten letzten, in der alten StĂ€nderbauweise errichteten Höfe und sogar die T-HĂ€user wurden allmĂ€hlich seltener. Die grĂ¶ĂŸeren Anwesen wuchsen mit den steigenden ErntertrĂ€gen zu Mehrbauhöfen, mit zusĂ€tzlich angewinkelten oder parallel errichteten StĂ€llen oder grĂ¶ĂŸeren Scheunen, bis hin zu geschlossenen Vierseithöfen aus.

Die Vierkantform hat es am Niederrhein allerdings vereinzelt auch schon viel frĂŒher gegeben. Die wehrhaften Hofkarrees, oder auch Hofesfesten, stammen teilweise entweder noch von alten Burganlagen ab oder sind in den kriegerischen Zeiten bis ins 18. Jahrhundert hinein entstanden, als marodierende Söldner oder RĂ€uberbanden ihr Unwesen trieben. Abwandlungen beider ĂŒblichen Hoftypen bzw. Hofsysteme hat es angepasst an verschiedenartige individuelle und wirtschaftliche BedĂŒrfnisse hierzulande natĂŒrlich ebenfalls schon immer gegeben. Im Laufe der Zeit wurden jedoch zahlreiche dieser alten, oft baufĂ€lligen oder wirtschaftlich nicht mehr haltbaren Höfe abgerissen bzw. teilweise durch neue Anlagen ersetzt. Andere Höfe wurden umgebaut und im Zuge der landwirtschaftlichen Industrialisierung durch moderne Wirtschaftsanlagen ergĂ€nzt. Die neuen GebĂ€ude, die beispielsweise zur Massentierhaltung oder zur Unterbringung landwirtschaftlicher Maschinen genutzt werden, haben verstĂ€rkt das Ă€ußere Erscheinungsbild vieler alter Hofanlagen verĂ€ndert.
Die verbliebenen alten BauernhĂ€user und Gehöfte und ganz besonders die T-Höfe bzw. geschlossenen Gehöftformen mĂŒssen als wertvolle historische Kulturlandschaftselemente gelten. Die unterschiedlich ausgeprĂ€gten Hofformen dokumentieren die regionalgeschichtliche Entwicklung der Landwirtschaft und die damit verbunden LebensverhĂ€ltnisse der Menschen. Sie sind ein sehr wichtiges Element fĂŒr die landschaftliche Eigenart des Unteren Niederrheins. Durch die regionaltypischen Erscheinungsformen gliedern sich die verschiedenen Hofanlagen untrennbar in das Landschaftsbild mit ein. Begleitende Bepflanzungen durch HofbĂ€ume, GĂ€rten und Hecken mit regional entsprechend verbreiteten Arten und die aus der Landschaft entnommenen Baustoffe verstĂ€rken diese Wirkung.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas BĂ€umen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

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