NSG Fleuthkuhlen
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Naturschutzgebiete

Stadt Geldern/Gemeinde Issum/Stadt Kevelaer
Größe: 590 ha
Ausweisung: 05.07.1995
Landschaftsraum: Rheinterrassenlandschaft

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Das Naturschutzgebiet „Fleuthkuhlen“ erstreckt sich mit einer Kette von 45 kleineren und größeren Gewässern entlang des Niederungsbereiches der Issumer Fleuth von Sevelen über Issum, Geldern und Kapellen bis nach Winnekendonk. Zusammen mit den angrenzenden Bruchgebieten und großen Grünlandbereichen umfasst dieses Teilgebiet der großen Donken- und Kendellandschaft eine Fläche von 590 ha. Die Gliederung in trockene Donkenplatten und feuchte Kendelniederungen durch die eiszeitliche Fließdynamik des Rheins, hat auch die ländliche Siedlungsstruktur bis in vor- und frühgeschichtliche Zeiten zurück entscheidend mitgestaltet. Diese natürlichen Voraussetzungen ließen nur eine entsprechend eingeschränkte landwirtschaftliche Nutzung zu. So bevorzugte man in der frühen Besiedlungsgeschichte vor allem die Donkenränder für die Anlage der bäuerlichen Höfe und betrieb ertragreichen Ackerbau auf den gerodeten, höher liegenden Flächen. Das Vieh wurde zur Weide hingegen meist in die benachbarten, feuchten, vielfach vermoorten Auenwälder der Kendel getrieben.

Bis ins beginnende 20. Jahrhundert besaßen die Niederungsbereiche der Issumer Fleuth, die ihre Fließdynamik nahezu ungehindert ausüben konnte, noch ihren natürlichen Auwald, der von der Landwirtschaft nur allmählich zurückgedrängt und in feuchte Grünlandbereiche umgewandelt wurde. Der hohe Grundwasserstand, teilweise gefördert durch Mühlenstaue im Oberlauf, sowie die größtenteils unfruchtbaren Kies- und Sandböden hinderten die Bauern daran, das Land intensiver ackerbaulich zu nutzen. Erst die staatlichen Kultivierungsmaßnahmen haben dieses Landschaftsbild dann ab Mitte der 1920er Jahre entscheidend gewandelt. Hochwasserschutz, Flussbegradigungen, Entwässerungsmaßnahmen und Beseitigung von Mühlenstauen sowie Ufervegetationen ermöglichten in der Folgezeit eine intensive Grünlandwirtschaft und spätere Ackernutzung. Im Bereich der Issumer Fleuth sind jedoch noch einige der ursprünglichen, wertvollen Strukturen und Lebensräume erhalten geblieben. In den bei Hochwasser überfluteten Mulden, die von vorgeschichtlichen Rheinarmen zurückgeblieben sind, findet man Niedermoorreste und intakte Bruchwälder. Geprägt wird das Gebiet  Fleuthkuhlen zudem durch eine Vielzahl von Donkenbächen, Rinnen, Altarmen und zahlreichen Torfkuhlen sowie angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen mit Hecken, Feldgehölzen und Baumreihen. 

Auf den ärmeren oder oft auch staufeuchten Böden der Niederungen finden sich Waldbereiche, wie der Finkenhorst, die unbewirtschafteten Naturwaldzellen „Winkelschen Busch“, „Niederkamp“ und „Littard“ oder die zahlreichen, kleinflächigeren Bauernbüsche. Die wichtigsten faunistischen Charakterarten des Naturschutzgebietes sind, neben verschiedenen Libellen, Amphibien, Reptilien und Fledertieren, vor allem an Feuchtbiotope gebundene Vogelarten, wie Eisvogel, Teichrohsänger, Schilfrohrsänger oder Sumpfrohrsänger.
Die Fleuthkuhlen stellen insgesamt einen sehr charakteristischen Bestandteil der landschaftlichen Eigenart des Gelderlandes dar. Die Vielzahl unterschiedlich ausgeprägter Landschaftselemente oder -bereiche und die damit verbundene Artenvielfalt begründet den besonderen Wert dieser abwechslungsreichen Landschaft. Um dem allmählichen Verlust dieser wertvollen Lebensräume und kulturhistorisch gewachsenen Zusammenhänge entgegenzuwirken, soll der Zustand des Naturschutzgebietes im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen verbessert und optimiert werden. So werden einzelne Feuchtbiotope entlang der Issumer Fleuth an einen größeren Komplex angebunden, neue Flutmulden geschaffen oder Pappeln eingeschlagen, die durch eine Beschattung der natürlichen Entwicklung von Röhrricht- und Erlenbeständen im Wege stünden. Zudem wird durch eine Umwandlung von angrenzendem Ackerland in extensiv genutztes Grünland die Verbreitung der vormals sehr artenreichen Feuchtwiesen gefördert. Großflächige Forstflächen aus nicht bodenständigen Baumarten sollen langfristig in naturnahe Waldbestände überführt werden.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas Bäumen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

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