NSG Bienener Altrhein, Millinger und Hurler Meer
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und NSG Grietherorter Altrhein

Stadt Emmerich/Stadt Rees
Größe: 1.180 ha
Ausweisung: 04.10.1996 und 05.07.1996
Landschaftsraum: Rheinniederung

Der Bienener Altrhein liegt in einem großen, weitausholendem Bogen nordwestlich von Rees und umfasst, bei einer Länge von etwa vier Kilometern, einschließlich seiner Verlandungszonen eine Fläche von rund 70 Hektar. Mit den Bereichen des westlich gelegenen Millinger und Hurler Meeres sowie dem südwestlich vorgelagerten Grietherorter Altrheins, hat das gesamte, aus drei großen Teilen bestehende Naturschutzgebiet eine Fläche von ungefähr 1.180 ha.
Die Entstehung des Bienener Altgewässers begann im 14. Jahrhundert, als sich der noch weitgehend frei mäandrierende Rhein allmählich nordöstlich in Richtung Bienen verlagerte. Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte schließlich die Abtrennung dieser Schlinge von der Hauptstromrinne, die sich wieder entfernt hatte. Im Laufe der Zeit setzte die Verlandung des neugeschaffenen, ursprünglich fünf Meter tiefen Rheinarmes ein, wobei die stromwärts gelegenen Enden durch sedimentierte Kiese und Sande versperrt wurden. Gleichzeitig drang von Westen her erneut der Rhein vor und bildete die Grietherorter Schlinge, welche die Mündung des Bienener Altrheins zurückdrängte. Mit dem 1819 begonnen Bau des Griether Kanals, also einem Rheinschlingendurchstich, wurden beide Schlingen endgültig vom Stromlauf abgetrennt. Etwa gegen Ende der 1920er Jahre legte man im Unterlauf der jüngeren Grietherorter Schlinge die Dornicker Schleuse an und trennte den Bienener Altarm durch einen Sommerdeich vom Hochflutbett des Rheins. Seit der endgültigen Fertigstellung der Deiche ist die Flussdynamik nahezu vollständig erloschen, so dass der Bienener Altrhein daher heute nur noch bei Extremhochwasser überflutet wird. Er hat über die Dornicker Schleuse und den Grietherorter Altrhein aber dennoch eine Verbindung zum Rhein und ist zudem durch ein umfangreiches System von Gräben und Landwehren mit dem Millinger und dem Hurler Meer, die ebenfalls Rheinaltgewässer darstellen, vernetzt.

Zu der wasserabhängigen Vegetation gehören Schwimmblatt- sowie ausgedehnte Röhricht- und Seggengesellschaften. An einigen Stellen, wie dem südlichen Ausläufer des Altarms, treten als natürliche Verlandungsstadien Weidengebüsche und Weichholzauenwaldbereiche auf. Die Grünlandflächen in der Umgebung der Altgewässer sind nur noch ufernah wechselfeucht oder nass, wo sich daher Flutrasen oder Nassweiden eingestellt haben. Für die Vogelwelt bietet das Naturschutzgebiet entsprechend eine Fülle wertvoller Lebensräume. So nutzen Trauerseeschwalben die Blätter von See- oder Teichrosen zum Brüten, die Schilfröhrichte bewohnen Rohrammern und Teichrohrsänger, in Weidengebüschen brüten Beutelmeisen und im Sommer kann man Pirol und Nachtigal hören. Ebenso trifft man auf Wasservögel, wie Haubentaucher, Teichhuhn, Schnatterente, Knäkente oder Löffelente. Zu den Zugzeiten wird das Schutzgebiet vielfach als Rast- und Überwinterungsquartier angenommen. Die Altgewässer haben zudem eine wichtige Bedeutung als Laich- und Nahrungsgewässer für zahlreiche standorttypische Fisch- und Amphibienarten. Das gesamte Naturschutzgebiet hat mit seinen naturnah ausgeprägten Altwassern, Grünlandflächen und vielfältigen Vorkommen geschützter Tier- und Pflanzenarten einen hohen ökologischen Wert. Die Restbestände einer verhältnismäßig unberührten Stromauenlandschaft liefern darüber hinaus einen wesentlichen Beitrag zur Schönheit dieser Region. In Verbindung mit den charakteristischen, in diese Naturlandschaft eingebetteten Kulturlandschaftselementen, wie den Deichen, Wiesen, Weiden und zahlreichen Feldgehölzen, dokumentiert dieses Gebiet in besonderem Maße die landschaftliche Eigenart des Unteren Niederrheins.

Die wesentlichen Erhaltungsmaßnahmen, die zum Schutz dieses Gebietes durchgeführt werden, zielen in erster Linie auf eine Reduzierung der Abwasserbelastung ab, was die fortschreitenden Verlandungen der Altgewässer aufhalten soll. Zum einen schützt eine Pufferzone, die durch Flächenankauf oder Bodenordnungsverfahren geschaffen wurde, vor dem übermäßigen Nährstoffeintrag aus landwirtschaftlichen Flächen, zum anderen wurde die Nährstoffbelastung aus Kläranlagen stark vermindert. Zusätzlich fand unterstützend auch eine Entschlammung des Bienener Altrheins statt. Ein entsprechender Ankauf bzw. eine vertragliche Nutzungsextensivierung sollen es weiterhin ermöglichen die Ufervegetationen zu schützen oder Feuchtwiesen und Nassweiden zu erhalten bzw. weiterzuentwickeln. Die mittlerweile umgebaute Dornicker Schleuse ermöglicht einerseits ein schnelleres Ablaufen des Hochwassers aus dem Polder, wodurch die landwirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten verbessert werden, andererseits kann man aber auch Wasser bis zu einem bestimmten Maß besser zurückhalten und damit ein verstärktes Austrocknen verhindern. Außerdem macht eine eingebaute Fischtreppe die vormals unüberwindliche Schleuse für Fische und Kleintiere passierbar, so dass die wertvollen Gewässerlebensräume in den Naturschutzgebieten auch von wandernden Fischarten, wie dem Flussaal, als Laich- und Nahrungshabitate aufgesucht werden können.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas Bäumen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

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