Niedermoore
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Am Niederrhein haben sich in vernässten Senken mit hoch anstehendem Grundwasser, in Gebieten mit Quellwasser, in Niederungsbereichen oder Altwässern Niedermoore, also vegetationsbedeckte Torfböden, gebildet. Die natürlichen Niedermoore sind hauptsächlich in den nacheiszeitlichen Abflussrinnen und Altmäandern des Rheins entstanden, der sich allmählich aus der Rheinterrassenlandschaft in sein heutiges Flussbett zurückgezogen hat und dort zunächst stehende Gewässer zurückließ.
Im Zuge der fortschreitenden Verlandung solcher Rinnen bildeten sich aus absterbenden Pflanzenteilen bis zu zwei Meter mächtige Niedermoortorfe aus. Der Torf stellt eine nährstoffreiche, mineralarme Humusansammlung dar, die sich aus organischem Restmaterial gebildet hat und aufgrund des Luftabschlusses nur schlecht zersetzt worden ist. Auf diese Weise wandert der Gewässerboden nach und nach der Wasseroberfläche entgegen. Je nährstoffreicher dabei das Wasser des Moores ist, desto mehr Pflanzenmasse kann produziert werden und desto mehr Torf fällt an, was die Verlandung entsprechend beschleunigt. Besiedelt werden können solche extremen, durch ständige Nässe, Sauerstoff- und Nährstoffmangel gekennzeichneten Standorte nur durch speziell angepasste Pflanzen. Es entwickelten sich Niedermoore mit verschiedenen Röhrichten, Seggenriedern, Binsen und Hochstaudenfluren sowie Weidericharten und Torfmoosen. Der Boden des Moores erhöht sich dabei so sehr, dass eine Überstauung immer regelmäßiger ausbleibt und schließlich nur noch periodisch, vor allem im Winter und Frühjahr, andauert. Am Ende dieser natürlichen Vegetationsentwicklung stehen dann Feuchtgebüsche und Pioniergehölze, wie Weide oder Gagel, und schließlich Moorbirken und Erlen mit ihren mächtigen Bruchwaldtorfschichten.
Die landwirtschaftliche Nutzungsintensivierung ab Mitte der 1920er Jahre und die damit verbundene Entwässerung und Absenkung der Grundwasserstände haben viele dieser nässeabhängigen Moore und Feuchtgebiete durch die fehlende Überstauung und stark angestiegenen Nährstoffgehalte verschwinden lassen. In der Regel sind die heutigen, noch bestehenden Niedermoorbereiche am Unteren Niederrhein als Ersatzgesellschaften nach der Rodung von Bruchwäldern entstanden, oder haben sich in den Verlandungsbereichen von Torfkuhlen und Fischteichen, die in Kernzonen ehemaliger Niedermoore liegen, wieder neu herausgebildet. In unterschiedlich ausgeprägten Verlandungsstadien bieten sie zahlreichen gefährdeten Vögeln, Amphibien, Reptilien oder seltenen Pflanzenarten, wie Schneide, Königsfarn oder Zungenhahnenfuss einen wertvollen Lebensraum.
Als wertvolle naturhistorische Landschaftsbereiche sind Niedermoore oder entsprechende Relikte zudem ein wesentlicher, die Eigenart bestimmender Bestandteil einer ursprünglichen niederrheinischen Landschaft. Ein wichtiges, vom Naturschutz verfolgtes Ziel, ist daher die Sicherstellung eines intakten Wasserhaushaltes bzw. auch die Wiedervernässung durch eine Aufhebung einzelner Entwässerungsmaßnahmen. Weitere Schnitt- und Pflegemaßnahmen sollen eine Verbuschung und Wiederbewaldung durch Grauweiden und Erlen verhindern.

Naturschutz im Kreis Kleve

ein Projekt von Holger Hillmann (Texte, Fotos) und Thomas Bäumen (Redaktion, Webdesign und weitere Fotos)

 

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